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Hoher Besuch auf der Geothermie-Baustelle: Umweltsenatorin Katharina Fegebank macht sich vor Ort ein Bild

Die Geothermie-Anlage schreitet in ihrer Realisierung voran: Der Bau des Heizhauses für die Wärmepumpenanlage hat begonnen. Gestern war Katharina Fegebank, Hamburgs Senatorin für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft, zu Besuch auf der Baustelle. „Neben Abwärme aus Industrie und thermischer Abfallbehandlung und Umweltwärme aus Luft und Wasser ist die Geothermie als erneuerbare Energie ein weiterer Baustein für eine erfolgreiche Wärmewende. Ich freue mich daher, dass die Hamburger Energiewerke bei der Geothermie wie auch bei Großwärmepumpen, Power-to-Heat und Industrie-Abwärme echte Pionierarbeit leisten“, sagte sie. „Wir zeigen damit ganz deutlich: Wir wagen Neues und wollen alle sinnvollen Möglichkeiten nutzen, unsere Energie- und Wärmeversorgung klimafreundlich zu gestalten.“

Zu Besuch bei der künftigen Geothermie-Anlage (v.l.: HEnW-Geschäftsführer Michael Prinz; Umweltsenatorin Katharina Fegebank; Thomas-Tim Sävecke, HEnW-Geschäftsbereichsleiter Engineering; Dr. Carsten Hansen, Leiter Forschung und Entwicklung des Geothermieprojekts). Bild: Hamburger Energiewerke

1.200 m2 Hightech für die Wärmewende

Das Heizhaus selbst wird auf einer Fläche von insgesamt 1.200 m2 eine  Maschinenhalle und ein Betriebsgebäude umfassen. Um die Stabilität des Fundaments zu gewährleisten, sind bereits mehr als 140 Pfähle mit einer Länge von je 11 Metern in den Untergrund gebracht worden. Nach Herstellung des Betonfundaments soll nahtlos das Heizhaus errichtet werden. Dort steht zukünftig die mehrstufige Wärmepumpen-Anlage, die das Temperaturniveau des Thermalwassers aus der Geothermie auf das Niveau der Fernwärme in Wilhelmsburg anhebt. Auch diese ist bereits in der Fertigung.

Die Wärmepumpen-Anlage wird – je nach Anlageneinsatzplanung – über ein eigenes hocheffizientes Blockheizkraftwerk betrieben oder – Stand heute – mit Strom aus dem Versorgungsnetz. Dieser hatte bereits in 2024 einen Anteil erneuerbarer Energien von nahezu 60 Prozent, Tendenz steigend.  Perspektivisch haben wir die Ambition, unsere Wärmepumpen mit Ökostrom zu betreiben. Auf dem Dach des Gebäudes wird eine Photovoltaik-Anlage errichtet, die mit einer Leistung von 25 Kilowattpeak (kWp) den Strom für den Betrieb der Klimatisierung und Leittechnik erzeugen wird.

So soll das Heizhaus der Geothermie-Anlage in Hamburg-Wilhelmsburg aussehen.

Fortschritte im Leitungsbau

Um die klimafreundliche Fernwärmeversorgung auf Hamburgs größter Elbinsel weiter auszubauen, arbeiten die Hamburger Energiewerke daran, zwei bereits existierenden Wärmenetze – Energiebunker und Energieverbund – zusammenzuschließen, schrittweise zu verdichten und auszubauen. Die Leitungsbauarbeiten für das so entstehende Verbundnetz Wilhelmsburg LINK kommen ebenfalls gut voran. Die Anbindungsleitung der Geothermie-Anlage an den Energiebunker wird insgesamt 1,4 Kilometer lang. Gut 80 Prozent sind schon gebaut, so dass sie noch in diesem Jahr fertiggestellt wird. Ein 35 Meter langer Tunnel zur Unterquerung des Bahndammes und der daneben liegenden Hauptverkehrsstraße, die größte Herausforderung für den Leitungsbau, wurde bereits erfolgreich in diesem Februar gebaut. Auch die ersten 200 Meter der rund ein Kilometer langen Leitung zur Verbindung der beiden Wärmenetze – Energiebunker und Energieverbund sind bereits im Bau.

Michael Prinz, Geschäftsführer der Hamburger Energiewerke, führte aus: „Wie geplant werden wir die drei neuen IBA-Quartiere Rathausviertel, Elbinselquartier und Spreehafenviertel sukzessive anschließen. Darüber hinaus sind wir in fortgeschrittenen Gesprächen mit Wohnungsbaugesellschaften über den Anschluss mehrgeschossiger Gebäude im Bestand.“

Hier geht’s zum NDR Beitrag

Der NDR und weitere Medien begleiten den Baustellenbesuch der Senatorin. Hier gibt es den Fernsehbeitrag.

Kein Risiko durch Schwebeteilchen: Zirkulationstests erfolgreich beendet

Seit dieser Woche sieht der Geothermie-Platz wieder aus, wie gewohnt. In den vergangenen zwei Wochen war dies nicht immer der Fall. Ein Aufbau aus Rohren und Containern zog sich über den Platz, verschiedenen Druckmessgeräte und Filter waren dort angeschlossen. Warum?  Um auszuschließen, dass sich in dem geförderten Thermalwasser zu viele Schwebeteilchen befinden, die die Anlage im schlimmsten Fall beschädigen könnten, haben wir einen umfassenden Zirkulationstest gemacht. Dabei wurde überprüft, ob die angestrebten Fließraten tatsächlich erreicht werden oder die Einleitung von weiteren Maßnahmen erforderlich ist. Wir haben Grund zur Freude: In Wilhelmsburg sind wir mit 135 Kubikmetern pro Stunde sehr nah an die Nennleistung von 140 Kubikmetern pro Stunde herangekommen und daher sehr optimistisch gestimmt, was den Betrieb der künftigen Anlage angeht. Hier im Bild: Projektleiter Dr. Carsten Hansen. Wir melden uns bald wieder mit einem Update!

Dr. Carsten Hansen berichtet auf der Geotherm über Projektfortschritte

Darüber, welche aktuellen Entwicklungen es im Wilhelmsburger Geothermie-Projekt gibt, referiert der Projektmanager Forschung, Dr. Carsten Hansen, am 1. März 2024 bei der Geotherm Expo & Congress in Offenburg. Dort findet in diesem Jahr bereits zum 17. Mal Europas größte Geothermie-Fachmesse mit Kongress statt. Die Veranstaltung greift die aktuelle Entwicklung der Branche auf und schafft eine Plattform, die sich ausschließlich dem Thema Geothermie widmet. Knapp 5000 Fachbesucher sowie rund 160 Aussteller aus 40 Nationen werden erwartet. Schließlich gewinnt das Thema Geothermie immer mehr an Bedeutung: Dem Bundesverband Geothermie zufolge gibt es in Deutschland 43 geothermische Anlagen mit einer Bohrtiefe von mehr als 400 Metern. Langfristig könnten mit Tiefer Geothermie rund 300 TWh Energie bereitgestellt werden. Die geothermische Energieform ist grundlastfähig und steht damit jederzeit wetterunabhängig zur Verfügung. Entsprechend hoch ist aktuell der Bedarf an Austausch, Vernetzung und Zusammenarbeit in der Branche, um gemeinsam einen Beitrag zu leisten.

Hier geht es zum Kongressprogramm

Aus aktuellem Anlass: Ausreichend Filteranlagen in Wilhelmsburg

Die Inbetriebnahme einer Geothermie-Anlage in Mecklenburg-Vorpommern verzögert sich, weil sich Schwebeteilchen in der Sole befinden. Bevor es jetzt weitergehen kann, müssen Filter nachgerüstet werden. In Wilhelmsburg haben wir diese Herausforderungen bei den Planungen schon frühzeitig in den Blick genommen.  

 Der NDR und andere Medien berichteten über technische Herausforderungen in einem Geothermie-Kraftwerk in Mecklenburg-Vorpommern. Was bedeutet das für das Hamburger Projekt? „Aufgrund unserer Bohrung wussten wir bereits, dass es sich bei unserem geothermischem Reservoir um eine recht feinsandige Sandsteinschicht handelt. Während unserer Fördertests hat sich bestätigt, dass wir einige Zeit brauchen, um das Thermalwasser von Schwebeteilchen/feinem Sand frei zu fördern. Daher haben wir für den Betrieb entsprechende technische Vorkehrungen getroffen, damit wir die geothermische Wärme reibungslos nutzen können“, erklärt Gesamtprojektleiter Thomas Thaufelder. Hintergrund: Das Thermalwasser stammt aus einer natürlichen Umgebung. Bevor es an die Erdoberfläche gefördert wird, strömt es durch Gesteinsschichten, in denen sich mineralische Teilchen unterschiedlicher Größe befinden. „Je nach Strömungsgeschwindigkeit und Partikelgröße werden diese Partikel vom Wasser mitgerissen. Diese sogenannte Entsandung, d. h. das Ausfördern lockerer Partikel ist ein normaler Prozess, beispielsweise auch bei der Entwicklung von Brunnen“, erläutert Thaufelder.

Kleinste Partikel können die Brunnenfilter passieren und mit dem Thermalwasser nach oben gelangen. Genau das hat die Planer in Wilhelmsburg dazu bewogen, neben speziellen Filterrohren in der Bohrung in über 1.300 m Tiefe weitere Filter über Tage vorzusehen. Eine mehrstufige Filteranlage entfernt auch diese Partikel aus dem Thermalwasserstrom. So werden sowohl die oberirdischen Anlagen als auch die Infiltrationsbohrung selbst geschützt. Hier würden sich die feinen Partikel in den porösen Gesteinsschichten ablagern und die Strömungswege des Thermalwassers möglicherweise verstopfen. Das gefilterte, abgekühlte Thermalwasser kann dagegen störungsfrei wieder in den Untergrund eingespeist werden und den geothermischen Kreislauf aufrechterhalten.

Hier gibt es mehr Infos zum geothermischen Kreislauf.